Ratsfraktion DIE LINKE lehnt Wiederaufbau des Herrenhäuser Schlosses ab

Daniel Josten

„Der heute verkündete Wiederaufbau des Herrenhäuser Schloss für 20 Millionen Euro ist nicht nur unnötige Geldverschwendung, sondern zeugt auch von einem falschen Umgang mit historischen Orten und einem rückwärtsgewandten Geschichtsverständnis“, so Jeremy Krstic, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Fraktion DIE LINKE im Rat der Landeshauptstadt Hannover.

In zahlreichen deutschen Städten wurde in den letzten Jahren über den Wiederaufbau untergegangener Schlösser diskutiert. Dabei geht es jedoch in den seltensten Fällen um eine historisch korrekte Rekonstruktion von Baudenkmälern. Vielmehr sind Forderungen nach dem Wiederaufbau des Herrenhäuser Schlosses, wie auch des Berliner Stadtschlosses, eine Form der Gegenwartsflucht, der Versuch, eine heile Welt mit schönen Bildern vorzugaukeln. Der undemokratische Charakter dieser Zeichen vergangener absolutistischer Herrschaft wird dabei bewusst ignoriert.

Leider werden die Debatten in der Regel vollkommen losgelöst von der historischen und politischen Dimension geführt. Das Schloss Herrenhausen wurde 1943 bei einem britischen Bombenangriff vollständig zerstört. Auch die Lücke im Herrenhäuser Garten ist damit ein historisches Denkmal, eine Erinnerung an die Folgen nationalsozialistischer Herrschaft und ihrer Folgen in Hannover. Diese „Narbe“ auszulöschen, bedeutet auch, einen wichtigen, wenn auch unangenehmen Aspekt hannoverscher Geschichte zu verdrängen. Schlimmer noch: Der Wiederaufbau erweckt den Anschein, als sei die Zeit des Nationalsozialismus eine kurze, dunkle Episode deutscher Geschichte, als knüpfe die moderne Demokratie der Bundesrepublik Deutschland nahtlos an Traditionen aus der Zeit vor 1933 an. Diese Art der Geschichtsklitterung lehnt DIE LINKE entschieden ab.