7.000 Lastwagen mit Asbestschlamm nach Lahe - Steuermillionen für unsinniges Projekt

Rund 180.000 Quadratmeter asbesthaltige Zementschlämme liegen auf einem Gelände der Fulgurit Werke GmbH in Wunstorf-Luthe. Das Unternehmen stellte bis 1973 Zementplatten aus Asbest her und deponierte die Rückstände der Produktion unter einer schützenden Erdschicht - allerdings ohne Genehmigung.

Diese Asbestzement-Schlämme lagerten dort fast 35 Jahre, und niemand störte sich daran. Mittlerweile waren auf der Fläche sogar Bäume gewachsen. Jetzt möchte die angrenzende Spedition Neukirch das Haldengelände nutzen - natürlich ohne Asbest. Die Firma will allerdings kaum etwas für die Entsorgung des Asbestschlamms bezahlen. Das sollen nach den Vorstellungen von Regionsverwaltung sowie von SPD, CDU und Grünen die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler tun.

Verursacher bleiben ungeschoren

Über 7.000 LkW-Ladungen sind erforderlich, um den asbesthaltigen Zementschlamm zur Deponie nach Lahe fahren und dort einlagern zu lassen. Allein dieser Transport kostet rund 750.000 Euro. Hinter dem ehemaligen Asbestzement-Hersteller Fulgurit GmbH stehen die großen Konzerne Fulgurit und Eternit. Letzterer hat vergangenes Jahr eine Dividende von 14 Prozent an die Aktionäre ausgeschüttet. Doch die Region will diese finanzstarken Gesellschaften nicht in Haftung nehmen, was laut einem Rechtsgutachten problemlos möglich wäre. Die erforderlichen Gelder der Europäischen Union (EU) fließen für das Projekt nur, wenn die Asbestzement-Halde eine „gefährliche Altlast“ ist. Das bezweifelt DIE LINKE, weil die Asbestkonzentration über der Halde kaum höher als woanders ist. Selbst der zulässige Grenzwert für Kindergärten wird deutlich unterschritten - kein Wunder, denn feuchter Schlamm setzt keinen trockenen Asbeststaub frei.

Geld fehlt für Sanierung gefährlicher Altlasten

Wenn der Asbestschlamm nach Lahe kommt, wird das Geld von der EU fehlen, um andere gefährliche Altlasten in der Region Hannover zu sanieren (siehe Kasten). „Falls die Region Hannover das Projekt so durchzieht, werden wir die europäischen Behörden informieren“, kündigt Dr. Michael Braedt an, umweltpolitischer Sprecher der LINKEN in der Regionsversammlung. „Ermittlungen wegen möglichen Subventionsbetrugs könnten die Folge sein. Bei einem ähnlichen Fall im Landkreis Emsland hat die EU Kommission vor kurzem sehr schnell reagiert.“

Roter Faden, Ausgabe Mai 2008