Sozialticket deutlich günstiger als behauptet

Auf einer Anhörung im Sozialausschuss der Regionsversammlung haben Sachkundige aus mehreren Städten vorgestellt, wie das Sozialticket für Busse und Bahnen bei ihnen funktioniert. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Kosten dafür deutlich niedriger liegen, als ein von der Region Hannover in Auftrag gegebenes Gutachten ergeben hat.
In Köln ist das Sozialticket ein Teil des Köln-Passes, eingeführt von einem rot-rot-grünen Bündnis im Stadtrat. Diesen Pass erhalten alle Kölner, deren Einkommen bis zu zehn Prozent über dem Arbeitslosengeld II liegt, kostenlos. Alle Inhaber des Köln-Passes können eine um 50 Prozent ermäßigte Monatskarte zum Preis von 28 Euro kaufen. Ermäßigte Vierertickets kosten 4,50 Euro. Von den in Köln insgesamt 170.000 Berechtigten nutzen inzwischen 92.000 dieses Angebot. Um die Mindereinnahmen auszugleichen, zahlt die Stadt rund 2,9 Millionen Euro im Jahr an die Kölner Verkehrsbetriebe. Damit ist das Sozialticket bei vergleichbaren Einwohnerzahlen dort wesentlich günstiger, als es das Gutachten für die Region Hannover mit Kosten zwischen neun und 21 Millionen Euro vorhergesagt hat.

Köln, Berlin und Dortmund machen es vor

Auch in Berlin muss die Stadt für das Sozialticket vergleichsweise viel weniger draufzahlen, als für die Region Hannover prognostiziert: Bei einem Preis von 33,50 Euro für die Monatkarte und rund 527.000 Berechtigten zahlt Berlin in diesem Jahr neun Mio. Euro Zuschuss. Umgerechnet auf die Region mit etwa 146.000 Berechtigten ergäbe das einen Zuschussbedarf von rund 2,5 Mio. Euro. In Dortmund läuft zurzeit ein zweijähriger Modellversuch zur Einführung des Sozialtickets. Bei rund 80.000 Berechtigten schießt die Stadt in diesem Jahr rund fünf Mio. Euro zu. Dort kostet das Sozialticket nur 15 Euro im Monat und liegt damit noch unter dem Regelsatz von Hartz IV für Verkehrsleistungen in Höhe von 16,05 Euro. In Dortmund nutzt das verantwortliche Sozialamt zur Finanzierung des Sozialtickets zusätzlich einen Großkundenrabatt des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr in Höhe von 16 Prozent pro Karte. Einen zehnprozentigen Rabatt für Großkunden nutzt auch die private „Stiftung Solidarität bei Arbeitslosigkeit und Armut“ in Bielefeld. Etwa 2.500 von insgesamt 40.000 Berechtigten kaufen dort eine übertragbare ermäßigte Monatskarte, die allerdings nur fünf Euro günstiger ist als der Normaltarif. Die Stiftung selbst spricht deshalb auch nur von einem „Notnagel“.

Was kommt in der Region?

Die Linksfraktion in der Regionsversammlung bevorzugt für Hannover eine Kombination der Modelle aus verschiedenen Städten.  „Wir stellen uns vor, dass das Sozialticket wie in Köln Teil eines umfassenden Region Hannover Passes mit weiteren Vergünstigungen ist", sagt der sozialpolitische Sprecher Jörn Jan Leidecker. „Allerdings sollte es wie in Berlin den Antragstellern unbürokratisch zugeschickt werden. Als Preis sollten wir uns am Regelsatz von Hartz IV orientieren, also nur 15 Euro wie in Dortmund.“ Das Sozialticket beschließen und damit ein Wahlversprechen zur Kommunalwahl erfüllen,  kann hier allerdings nur die rot-grüne Koalitionsmehrheit. An den Stimmen der LINKEN soll es dabei nicht fehlen.