Weiterhin skandalöse Stromsperren durch Stadtwerke

Es handelt sich nicht um Einzelfälle. In rund 600 Wohnungen pro Monat drehen die Stadtwerke Hannover säumigen Zahlern den Strom ab, ohne dabei auf soziale Härtefälle Rücksicht zunehmen.

Einmal ist eine asthmakranke allein erziehende Mutter betroffen, die auf ein elektronisches Inhaliergerät angewiesen ist, ein andermal erleidet ein 79-jähriger Rentner vor Aufregung darüber einen Schlaganfall. Auch in der Geschäftsstelle der linken Ratsfraktion melden sich Kunden der Stadtwerke, die von Stromsperren betroffen sind: So bekam ein arbeitsloser Mann wegen eines Zahlungsrückstands in Höhe von 137 Euro ein Mahnschreiben von enercity mit einer Zahlungsfrist von einer Woche. Sonst werde ihm innerhalb von vier Wochen der Strom abgestellt. Tatsächlich wurde ihm aber schon am Tag der Absendung des Schreibens der Strom abgedreht, und er saß ohne Vorwarnung im Dunkeln. Der betreffende Sachbearbeiter ließ nicht mit sich reden. Nach einem Anruf im Büro von Michael Feist, dem Vorstandsvorsitzenden von enercity, ging es dann jedoch ganz schnell, und der Strom wurde wieder angestellt. Allerdings haben die Stadtwerke dem Mann für die Stromabschaltung gleich wieder 100 Euro in Rechnung gestellt, und schon hat er wieder Schulden beim hannoverschen Energieversorger!

Rot-Grün bildet Arbeitsgruppen

Bereits im Mai hat DIE LINKE im Rat einen Antrag gestellt, dass Stromsperren durch die Stadtwerke in Zukunft unterbleiben. Natürlich wurde dieser Antrag abgelehnt, stattdessen reagierte Rot-Grün darauf zunächst mit einem Projekt zur Energieberatung, um einkommensschwachen Menschen beim Stromsparen zu helfen. Inzwischen ist die Energieberatung in Hainholz und Stöcken angelaufen, und die örtliche Presse berichtet über erste Erfolge: „Nun weiß die Rentnerin, dass sie elf Euro jährlich einsparen kann, wenn sie die Ratschläge der Energieberater befolgt“, heißt es in einem Artikel des Stadt-Anzeigers Nord. Wirklich grandios! Ein weiterer Kommentar erübrigt sich wohl. Immerhin hat Rot-Grün jetzt die Bildung einer Arbeitsgruppe beantragt, die ein „präventives Konzept zur Vermeidung sozialer Härten durch Gas- und Stromsperren“ erarbeiten soll. „Und wenn ich nicht mehr weiter weiß, bild’ ich einen Arbeitskreis“, sagt dazu der Volksmund. Die Linksfraktion im Rat wird sehr genau hingucken, ob und was diese Arbeitsgruppe leistet, und was am Ende für die Betroffenen herauskommt.