Pompöse Bauwerke, aber kein Platz für Skater und Kiosk

Rot-grünes Stadtbild ist gleichförmig, ruhig und sauber

Erst die Skater am Rathenauplatz, dann die Holländische Kakaostube, jetzt der Kiosk am Kröpcke: Hannover hübscht sich auf. ECE, Operndreieck, Platz der Weltausstellung und Kröpcke-Center sind die bisherigen Meilensteine in einer Stadtplanung, die viel Wert auf Hochglanz aber wenig Wert auf die Hannoveranerinnen und Hannoveraner legt. Mit immer neuen, teilweise millionenschweren Investitionen in die Innenstadt glauben SPD und Grüne den Gewerbetreibenden in Hannover etwas Gutes zu tun und die Attraktivität der Einkaufsmeilen zu steigern.

Mitte des Jahres erwischte es die Jugendlichen. Über viele Jahre hat sich der Rathenauplatz neben dem Opernhaus zum beliebten Treffpunkt verschiedener Jugendkulturen entwickelt. Von Gothics bis zu Skatern reichte das Spektrum, ohne dass es je zu nennenswerten Problemen oder Zwischenfällen gekommen wäre. Doch für diese Jugendlichen, denen man ja sonst gerne vorwirft, sie würden den Großteil ihrer Freizeit vor irgendwelchen Bildschirmen verbringen, ist auf dem schmucken neuen Rathenauplatz mittlerweile kein Platz mehr. Seit einigen Monaten schmückt ein Verbotsschild den Platz, das eine Nutzung durch die Jugendlichen unterbinden soll.

Totalverbot für Jugendliche

Alkoholexzesse, Zerstörung durch Skateboards und BMX-Räder und eine nicht erwünschte Nutzung des Mahnmals waren die eilig konstruierten Vorwürfe zur Rechtfertigung des Verbotes. Wäre es dabei bloß um einen Schutz des Mahnmals gegangen, hätte man auch einfachere und weniger drastische Maßnahmen ergreifen können. Poller hätten beispielsweise problemlos das Skaten und Radfahren auf dem Mahnmal unterbunden – ohne dass man gleich ein Totalverbot für den ganzen Platz verhängen müsste. Stattdessen hat man sich den üblichen kleinbürgerlichen Lösungsmöglichkeiten zugewandt, die vor allem an den Interessen der Jugendlichen völlig vorbeigehen. Millionen sind in den Umbau des Rathenauplatzes geflossen, um Hannovers Bankenviertel zum Vorzeigeplatz zu machen. Jugendliche, die hier durchaus sinnvoll ihre Freizeit verbringen, würden aus Sicht von Rot-Grün aber offenbar die schöne heile Welt trüben. Bleibt zu hoffen, dass beispielsweise die Skater ihrem Ruf als rollende Punks gerecht werden und sich ihr Recht auf Nutzung des öffentlichen Raumes nicht einfach nehmen lassen.

Zwei-Klassen-Einkaufsmeile


Als mittelstandsfeindlich würde eine bekannte wirtschaftsnahe Partei wohl das bezeichnen, was sich derzeit vor allem im Umfeld des Kröpcke abspielt. Denn beileibe nicht alle Gewerbetreibenden in Hannover genießen die Unterstützung des Oberbürgermeisters. Je pompöser, desto besser scheint hier das neue Motto von SPD und Grünen zu sein. Im Zuge des Umbaus des Kröpcke Centers bekamen das zwei Institutionen der hannöverschen Innenstadt hautnah zu spüren. Dabei sagt die Art und Weise, in der der Besitzer der Holländischen Kakaostube im Zuge seiner Einsprüche gegen die Planungen behandelt wurde, viel über die Einstellung der aktuellen Stadtregierung. Nach dem Motto „Pech gehabt“ wurden hier alle Bedenken eines Gewerbetreibenden vom Tisch gewischt, der seit Jahrzehnten zum Stadtbild gehört und im Gegensatz zu einem international tätigen Investmentunternehmen, das derzeit dreistellige Millionenbeträge in den Bau eines völlig überdimensionierten Kröpcke Centers investiert, sicherlich auch seit Jahr und Tag Gewerbesteuern an die Landeshauptstadt abführt.

Zuletzt traf es nun den beliebten Kiosk am Kröpcke, der womöglich künftig völlig verschwinden wird. Die Stadt hat der Betreiberin im Zuge des Umbaus überraschend gekündigt – obwohl man im Vorfeld offenbar andere Versprechungen gemacht hatte. Neben dem schönen neuen Einkaufsriesen an Hannovers zentralstem Platz ist nach Auffassung der Stadt jedenfalls kein Platz mehr zum Zeitungsverkauf. An den Interessen der BürgerInnen, die bereits in großer Zahl für den Erhalt des Kiosks unterschrieben haben, geht diese Entscheidung völlig vorbei. Der rote Faden rot-grüner Politik ist eindeutig: Die Stadt soll möglichst gleichförmig, ruhig und sauber sein. Eine glänzende Vorzeigeinnenstadt mit eleganten, hochpreisigen Geschäften in protzigen Kaufhäusern. Für HannoverannerInnen, die den öffentlichen Raum vielleicht einfach in ihrer Freizeit und nicht zum Einkaufen nutzen möchten, ist hier genauso wenig Platz wie für Vielfalt und kleine Läden, die nicht in das 08/15-Schema rot-grüner Stadtplanung passen.