Tausend tote Schweine in der Stadt

Die Würfel sind gefallen: In Hannover-Kirchrode wird der Pharma-Konzern Boehringer-Ingelheim eine gigantische Versuchsanlage zur Erforschung von Tierkrankheiten errichten und betreiben. Bis zu tausend Schweine und mehrere hundert Rinder sollen dort mit Krankheiten infiziert und anschließend getötet werden.

Gegen die Stimmen der LINKEN hat die Ratsversammlung im September den Weg für den Bau der umstrittenen Tierversuchsanlage in Kirchrode freigemacht. Trotz massiver Proteste aus der Bevölkerung stimmten auch die Grünen zu, obwohl massenhafte Tierversuche eigentlich ihrer Programmatik widersprechen. Aus Gründen des Machterhalts springen die Grünen in Hannover zurzeit über jedes Stöckchen, das ihnen der Koalitionspartner SPD hinhält. Aber auch die CDU und die FDP werden ihrer Oppositionsrolle im Rat nicht wirklich gerecht. So haben sie ihre wohlhabende Klientel im bürgerlichen Stadtteil Kirchrode im Regen stehen lassen – wirtschaftliche Interessen sind ihnen anscheinend wichtiger als das Wohl der Menschen.

„Die Bürgerinnen und Bürger wollen keine Kadaverfabrik vor ihrer Haustür haben“, fasst der linke Ratsherr Oliver Förste die Stimmung vor Ort zusammen. Sie haben Angst vor einem biologischen Störfall und scheuen vor dem Gedanken zurück, dass die Versuchstiere nicht nur wissentlich mit schmerzhaften Krankheiten infiziert werden, sondern nach Abschluss der Versuche getötet und in einer Lauge aufgelöst werden. „Ich kann verstehen, dass die Anlieger in Kirchrode kein Vertrauen zu den Versicherungen von Boehringer haben, von der Anlage würde keine Gefahr für die Menschen ausgehen“, betont Oliver Förste. „Schließlich laufen gut 25 Jahre nach dem Dioxinskandal in Hamburg immer noch Prozesse weil Boehringer sich weiterhin weigert, infolge des Chemieunfalls schwer erkrankte Menschen vernünftig zu entschädigen.“

DIE LINKE hält es für eine absurde Idee, mitten in der Stadt tausende Nutztiere zu halten. In Tübingen ist ein entsprechendes Vorhaben deshalb am Bürgerprotest gescheitert. Außerdem dienen diese Art von Versuchen in erster Linie der Perfektionierung der tierquälerischen Massentierhaltung. „Es ist wissenschaftlich eindeutig erwiesen, dass die Infektionsrate proportional mit der Größe der Ställe steigt“, stellt Oliver Förste fest. „Je mehr Schweine auf engem Raum gehalten werden, umso leichter werden sie krank. Bei diesen Tierversuchen geht es letztlich darum, noch mehr Tiere auf engem Raum zusammenzupferchen.“