„Armutsbericht der Stadt beschönigt Realität“

Die Gruppe LINKE & PIRATEN kritisiert den von der Verwaltung vorgelegten Armutsbericht 2017 für die Landeshauptstadt als unvollständig, weil darin nur die Bezieher/innen von staatlichen Hilfen auftauchen. Zu diesen sogenannten Transferleistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts zählen Hartz IV, Sozialhilfe oder die Grundsicherung im Alter. Der Bericht soll über die Armutsentwicklung in Hannover und den Stadtteilen informieren. „Die offiziellen Zahlen beschönigen die Realität, weil die vielen Geringverdienerinnen und Geringverdiener nicht erfasst worden sind“, bemängelt der Sozialpolitiker Veli Yildirim (LINKE). „Die haben zwar mehr als Hartz IV, aber zu wenig zum Leben, weil ihr Einkommen unterhalb der Armutsschwelle liegt.“ Das ist dann der Fall, wenn die Betroffenen mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte auskommen müssen. Laut EU-Statistikbehörde Eurostat liegt die Armutsschwelle für einen allein lebenden Bundesbürger derzeit bei 1033 Euro im Monat. Armutsforscher/innen reicht selbst das nicht, um die Armut abzubilden. Mehr als das Einkommen zähle in einem reichen Land das Gefühl des Statusverlusts und die Angst vor Armut, heißt es in der „Vermächtnisstudie“ des Wissenschaftszentrums Berlin, dem die renommierte Soziologin Jutta Allmendinger als Präsidentin vorsteht. Deshalb fühlten sich deutlich mehr Menschen arm als die offiziellen Statistiken aussagten.

Kinderarmut besonders hoch

Trotz der unvollständigen Datenlage liefert der Armutsbericht der Landeshauptstadt alarmierende Ergebnisse. So klafft die Schwere zwischen Arm und Reich in Hannover extrem weit auseinander. Während in Mühlenberg, Hannovers ärmsten Stadtteil, mit 46 Prozent fast die Hälfte aller Einwohner/innen arm ist, sind es in Isernhagen-Süd nur 1,5 Prozent. In Vahrenheide, derzeit zweitärmster Stadtteil Hannovers, liegt die Armutsquote bei 38 Prozent, gefolgt vom Sahlkamp mit 30 Prozent. Auch die Armut von Kindern bis 17 Jahre ist beim traurigen Spitzenreiter Mühlenberg mit 69 Prozent besonders groß, gefolgt von Vahrenheide mit 46 Prozent. Erschreckend sind auch die vielen Alleinerziehenden, die von Armut betroffen sind. Meist handelt es sich um alleinerziehende Mütter. Jede zweite Alleinerziehende muss in Hannover dem Bericht zufolge ergänzend oder ausschließlich mit Staatsgeld über die Runden kommen.

Vor diesem Hintergrund erneuert die Ratsgruppe ihre alte Forderung, den HannoverAktivPass auch an Geringverdiener(inne)n auszugeben und um lebensnotwendige Leistungen wie Sozialtarife für Strom und Gas zu erweitern.