Kältetote: Obdachlose brauchen dringend ein Dach über dem Kopf

Zwischen Januar und Anfang Februar 2019 sind zwei Kältetote in Hannover zu beklagen gewesen. Die Stadt betreibt zwar Obdachlosenunterkünfte, die aber sind menschenunwürdig. Sie sind überfüllt und lassen jede Intimsphäre vermissen. In der Unterkunft an der Straße Alter Flughafen etwa müssen sich rund 80 Leute vier Waschbecken und vier Duschen teilen. Obdachlose werden in den Unterkünften immer wieder beklaut und verlieren ihre Habseligkeiten. Hunde sind verboten. Kein Wunder, dass viele Wohnungslose auch bei klirrenden Minusgraden lieber auf der Straße kampieren. Insider schätzen die Zahl der Wohnungslosen in Hannover auf rund 4.000, von denen knapp 500 auf der Straße leben müssen – Tendenz steigend. Betroffen sind zunehmend auch Paare und Familien. Immer häufiger fräsen sich Matratzenlager ins Stadtbild.

Pilotprojekt „Housing First“

Um die Situation zu entschärfen, fordert die Ratsgruppe LINKE & PIRATEN seit langem von der Stadt niederschwellige Wohnungsangebote nach dem sogenannten Housing-First-Prinzip. Dabei können Obdachlose als Mieter*in in eine Wohnung einziehen, ohne zuvor diverse Hürden überwinden zu müssen. Sozialarbeiter*innen helfen, im Alltag wieder Fuß zu fassen. Die Stadtverwaltung hat nach langem Zögern reagiert. Sie will zusammen mit der Stiftung „Ein Zuhause“ 15 solcher Wohnungen mit einer Durchschnittsgröße von 31 Quadratmetern im Karl-Imhoff-Weg in Vahrenwald errichten. „Dieses Pilotprojekt ist zwar zu begrüßen, reicht aber bei weitem nicht aus“, sagt Gruppenvorsitzender Dirk Machentanz. Zum Vergleich: In Wien gibt es 352 Housing-First-Wohnungen. „Das muss auch unser Maßstab sein“, fordert er. „Auch der von uns schon lange angemahnte zweite Kältebus nach Berliner Vorbild ist längst überfällig“, ergänzt Veli Yildirim (LINKE). Im Gegensatz zum Kältebus in Hannover können sich die Obdachlosen im Berliner Kältebus auch aufwärmen.