Hannover belegt beim Bau neuer Wohnungen drittletzten Platz unter Großstädten Mieten schießen immer weiter nach oben

Nach Erhebungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) spitzt sich die Lage auf dem hannoverschen Wohnungsmarkt immer mehr zu. Fast 44 Prozent aller Haushalte in der Landeshauptstadt müssen mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens allein für die Kaltmiete aufbringen. Die Mietpreise für mittelgroße Wohnungen zwischen 60 und 100 Quadratmetern sind nach DGB-Angaben zwischen 2011 und 2016 um bis zu 50 Prozent gestiegen. Laut immowelt.de sind in Hannover für neu vermietete kleine Wohnungen bis 40 Quadratmeter mittlerweile mehr als 10 Euro pro Quadratmeter zu berappen.

Gleichzeitig musste der Oberbürgermeister im „Lagebericht zur Stadtentwicklung 2017“ einräumen, dass die Landeshauptstadt beim Bau neuer Wohnungen im bundesweiten Großstädtevergleich den drittletzten Platz belegt. Dem Bericht zufolge sind im Jahr 2016 nur 867 neue Wohnungen gebaut worden, geplant waren 1.000 Wohnungen. Benötigt werden sogar bis zu 3.000 neue Wohnungen pro Jahr. Unbefriedigend ist auch die Bilanz bei den Sozialwohnungen, von denen laut Plänen der Stadt bis 2020 etwa 1.200 bezugsfertig sein sollen. Pro Jahr müssen danach 300 neue Wohnungen entstehen. Zwischen Anfang 2017 und Anfang 2018 hat die Stadt aber nur 115 Sozialwohnungen bauen lassen. Selbst wenn die Stadt ihr Ziel von 1.200 neuen Sozialwohnungen bis 2020 noch erreichen sollte, wird sich angesichts kontinuierlich auslaufender Sozialbindungen nichts am Mangel an Sozialwohnungen in Hannover ändern.

Starke Wohnungsbauinitiative gefordert

„Fast zwei Jahre nach Unterzeichnung der städtischen ‚Wohnungsbauoffensive 2016’ kann von einer Entlastung des hannoverschen Wohnungsmarktes keine Rede sein“, muss Dirk Machentanz, Gruppenvorsitzender von LINKEN & PIRATEN, feststellen. Die Ratsgruppe fordert seit längerem eine Wohnungsbauinitiative, die ihren Namen auch verdient, und hat dafür mehrere Anträge in den Rat eingebracht. Das Ziel: Das Angebot an Mietwohnungen insgesamt verbessern und perspektivisch auch den preistreibenden Druck aus dem Mietwohnungsmarkt nehmen. Damit die kommunale Wohnungsbaugesellschaft hanova deutlich mehr Wohnungen bauen kann, soll sie laut Gruppenantrag eine Kapitalspritze erhalten. Die Stadt soll mit der Sparkasse Hannover über eine Erhöhung des Eigenkapitals beim kommunalen Wohnungsunternehmen verhandeln. Die anderen Parteien lehnten den Antrag im Bauausschuss ab.

In Neubaugebieten fordert die Ratsgruppe mindestens 30 Prozent Sozialwohnungen. Davon sollen die Hälfte Belegrechtswohnungen sein. LINKE & PIRATEN reagieren mit diesem Antrag auch auf die dramatische Unterversorgung mit Belegrechtswohnungen. Nach bisher unbestätigten Berichten sollen mittlerweile rund die Hälfte der hannoverschen Mieterinnen und Mieter Anspruch auf eine solche Wohnung haben. Bei den Belegrechtswohnungen ist im vergangenen Jahr nach Auskunft der Verwaltung ein Aderlass um rund 260 Wohnungen zu beklagen.

Derzeit hat die Stadt insgesamt rund 19.000 Belegrechte. Diese entstehen entweder durch monatliche Mietzuschüsse an die Eigentümer, um die Mieten auf einem bestimmten Niveau zu halten. Oder es handelt sich um einmalige Zuwendungen, die dann über einen Zeitraum von 20 oder 30 Jahren quasi abgewohnt werden. Bei den Mietzuschüssen zahlt die Stadt derzeit Beträge von 33 Cent bis 1,50 Euro pro Monat und Quadratmeter. Dirk Machentanz fordert, diesen Betrag zu erhöhen, um mehr Hausbesitzer dazu zu bewegen, entsprechende Wohnungen anzubieten. Wegen der starken Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt ist das Interesse an Belegrechtswohnungen bei vielen Vermieterinnen und Vermietern allerdings gering.