Roter Faden: Der Westabschnitt des Südschnellwegs durch die Leinemasch müsse ausgebaut werden, weil dort künftig 54.000 Fahrzeuge am Tag langfahren, heißt es aus dem Landesverkehrsministerium.

Tabea Dammann: Diese Prognose ist zum Scheitern verurteilt. Die Verbreiterung verstößt gegen das Klimaschutzgesetz, gegen die Klimaziele und erstickt eine Mobilitätswende im Keim. Wenn wir die Klimaziele ernst nehmen, brauchen wir bis 2030 eine Halbierung der Autos auf dem Südschnellweg. Auch die Situation für die Autofahrer*innen wird sich in den nächsten 10 Jahren erstmal massiv verschlechtern wegen einer Großbaustelle, die nur einspurig befahrbar ist.

Was spricht noch gegen den Ausbau?

Das Naherholungsbiet Leinemasch wird zerstört, wo die Menschen im Sommer zum Schwimmen gehen und das auch dazu beiträgt, die Stadt an heißen Tagen etwas zu kühlen. Wir sehen in der Leinemasch eine einzigartige Flora und Fauna: jahrzehntealte Bäume in einem intakten Naturgebiet, das vernichtet werden soll. 

Es gibt doch Ausgleichsflächen.

Keine Ausgleichsfläche kann den Schaden, der mit dem Ausbau angerichtet wird, auch nur annähernd im Ansatz ausgleichen.

Wenn man Ihren Aussagen folgt, gibt es kein nachvollziehbares Argument für eine Verbreiterung. Warum wird die trotzdem durchgezogen?

(lacht) Diese Frage stellen wir uns auch immer wieder. Niedersachsen ist das Auto-Lobby-Land Nummer 1. Unser System, in dem wir leben, ist für das Auto gemacht. Diesem System haben sich die Interessen der Bürger*innen und des Klimaschutzes unterzuordnen. Da kommen Interessen zusammen, die eine enorme Macht und einen langen Arm in die Politik haben, und die hält ganz klar an ihren Ausbauplänen fest. Wir stellen uns dagegen.

Was haben Sie in nächster Zeit an Aktionen geplant?

Es gibt sonntags unsere Mahnwache an der blauen Brücke bei den Dreiecksteichen, und wir machen Spaziergänge durchs Rodungsgebiet. Unabhängig davon machen wir viele Aktionen, um die Leute zu informieren: Info- und Vernetzungs-Abende oder Aktionstrainings. Wir wollen die letzten Monate und Tage nutzen, um ganz viele Leute zu motivieren, sich gegen die Räumung des Protestcamps und die Rodung der Bäume zu stellen, wenn es losgeht.

Wann ist mit der Räumung des Protestcamps Tümpeltown und Rodung der Bäume zu rechnen?

Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten, weil sich Verkehrsbehörde und Politik bedeckt halten. Es ist aber ziemlich klar, dass noch in dieser Rodungssaison, also bis Ende Februar nächsten Jahres, geräumt und gerodet werden soll. Wir werden dagegen groß mobilisieren sobald wir den Termin kennen.